Im Hochsommer, wenn die Sonne weit im Nordwesten versinkt und es Nachts im hohen Norden nicht dunkel wird, ist Saison für Leuchtende Nachtwolken. Diese bilden sich in 80-90km Höhe heraus. 10 Mal so hoch wie normale Wolken. Ist die Sonne über Mitteleuropa bereits versunken und man sieht nur noch einen feinen Streifen blaues Licht am Horizont, lassen sich diese Wolken beobachten und fotografieren.



Eiswolken
Der Name „leuchtende Nachtwolken“ ist irreführend. Eigentlich leuchten diese Wolken nicht von selbst, sondern bestehen nur aus Eiskristallen, welche durch Sonnenlicht bestrahlt werden und dann das Licht reflektieren sowie streuen.
Die Uhrzeiten
Etwa 1,5h-2,5h nach Sonnenuntergang sowie im gleichen Zeitraum vor Sonnenaufgang können die mit NLC (Noctilucent Clouds) abgekürzten Wolken beobachtet werden.
Die Himmelsrichtung
Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf freiem Feld und blicken nach Norden. Dann sehen Sie im Hochsommer bei Sonnenuntergang, wie die Sonne im Nordwesten versinkt. Anschließend führt die Sonne ihre Bahn um die Erde fort, bis diese bei Sonnenaufgang im Nordosten wieder von unterhalb des Horizonts aufsteigt.
Wenn für Sie als Beobachter auf der Erdoberfläche die Sonne bereits lange versunken ist, so trifft das Licht dieser noch hoch oben in der Atmosphäre auf die Eiswolken und lässt diese leuchten. Auch wenn es bei uns Tag ist, werden die Eiswolken von der Sonne beschienen, wir sehen diese jedoch nicht, da das Blau unserer Himmels zu hell ist. Die blaue Farbe des Himmels entsteht nämlich erst in der unteren Atmosphäre, also unterhalb von 80-90km Höhe. Das Blau überdeckt deshalb am Tage den Blick auf die Eiswolken.
Nach Sonnenuntergang und nach Ende der Blauen Stunde ist es jedoch dunkel genug im unteren Teil der Atmosphäre, um die Eiswolken zu sehen. Diese tauchen dann nach Sonnenuntergang etwas rechts vom Ort auf, an dem die Sonne versank, im Nord-Nordwesten. Dies ist zu diesem Zeitpunkt die Stelle, an der sich die Sonne befindet. Vor Sonnenaufgang ist es dann entsprechend der Nord-Nordosten. Dabei erstrecken sich die NLC immer bis nach Norden.
Die Jahreszeit
Die Saison der NLC beginnt Ende Mai und endet Mitte August. Dabei ist vor allem der Norden Deutschlands im Vorteil. Hier sind im Sommer die Nächte heller, man kann hier viel öfters NLC beobachten als im Süden.
NLC und Landschaftsfotografie
Der große Wert der NLC ergibt sich, wenn man einmal die Himmelsrichtung genauer bedenkt und mit anderen Himmelsphänomenen vergleicht, welche wir als Landschaftsfotografen nutzen. So findet der Sonnenuntergang im Sommer im Nordwesten, im Winter im Südwesten statt. Das Zentrum der Milchstraße steht im Sommer im Süden.
Es sind deshalb alle Himmelsrichtungen mit einem tollen Himmelsphänomen als Hintergrund für Landschaftsfotos versehen, außer der Norden. Deshalb bieten sich die leuchtenden Nachtwolken vor allem dann an, wenn Sie ein Motiv kennen, welches sich am besten nach Norden fotografieren lässt. In diesem Fall können Sie die NLC als Hintergrund verwenden.
Wählen Sie sich auf Grund der Himmelsrichtung am besten ein Motiv mit Blickrichtung Nord-Nordwest bzw. Nord-Nordost aus. Da die leuchtenden Nachtwolken sehr hell zu sehen sind, kann das Motiv ruhig beleuchtet sein. Die NLC sind deutlich heller als die Milchstraße oder Polarlichter. Im Norden von Deutschland sowie Skandinavien, können Sie NLC mit dem Weitwinkel fotografieren, da die Wolken hier hoch am Himmel stehen. Südlicher empfiehlt sich ein Motiv mit erhöhter Brennweite. In der Regel etwa 100mm Kleinbildäquivalent.
Die Eiswolken bewegen sich. Bei längeren Belichtungszeiten kann man dies bereits erkennen. Es empfiehlt sich deshalb nicht mehr als 10s zu belichten. Etwas erhöhte ISO von 800-1600 und eine offende Blende von f/2.8 wird empfohlen, um eine brauchbar helle Belichtung zu erhalten
Wettervorhersage für NLC
NLC und Milchstraße unterscheiden sich nicht, was das Wetter angeht. So wie man für die Milchstraße keine Wolken möchte, so möchte man auch für die leuchtenden Nachtwolken keinen bedeckten Himmel. Aus diesem Grund empfehle ich es, die Prognosekarten für den Gesamtbedeckungsgrad zu verwenden, um damit zu schauen, dass der Himmel in den Uhrzeiten nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang im Sommer frei ist. Hierzu empfehle ich für Mitteleuropa das Mitteleuropa Super HD Modell von kachelmannwetter.de.
Dort finden Sie in der Auswahl der Modellparameter den „Gesamtbedeckungsgrad“ und können diesen für die nächsten 2-3 Tage betrachten. Hierdurch wissen Sie im Hochsommer genau, wann man überhaupt NLC beobachten kann.

Leuchtende Nachtwolken vorhersagen
Leuchtende Nachtwolken entziehen sich leider vollkommen der Vorhersage durch Wetterprognosemodelle. Aus diesem Grund kann ich Ihnen leider keine einfache Vorhersage hierzu präsentieren, da diese Thematik komplexer ist.
Deshalb gibt es für besonders interessierte an dieser Stelle einen weiterführenden Link: http://www.johnmurrell.org.uk/nlc.html
Eine Antwort
gratuliere zum tollen „hr3 Wetter-jetzt“ Beitrag von dir.
deine Fliegerfreunde aus Reinheim
Gruss -H Jürgen Schmidt
PS: heute war der Himmel voller Lenti- cularis! selten in Deutschland.