Das Polarlicht- Für viele Landschaftsfotografen ist es eines der Traummotive schlechthin. In diesem Blog gebe ich Ihnen ein paar Tricks zur Hand, wie Sie das Polarlicht bestmöglich fotografieren können. Die Vorhersage von Polarlichtern und das Aufspüren von Wolkenlücken ist komplex, deshalb verweise ich an dieser Stelle auf mein Buch „Fotografieren mit Wind und Wetter“, in dem ich dieser Thematik ein ganzes Kapitel gewidmet habe.
Das Polarlicht lässt sich auch in Deutschland zu seltenen Gelegenheiten und auch nur während besonders starken geomagnetischen Stürmen fotografieren und beobachten. An den Küsten ist dieses Phänomen dabei mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu beobachten als im Süden der Republik. Zunächst diskutiere ich deshalb die Gegebenheiten in Deutschland, danach erfolgt der hohe Norden.






Polarlicht in Deutschland fotografieren
Fotografen in Deutschland empfehle ich einen Blick auf die Website KLICK zu werfen. Hier finden Sie allerhand Tools zur Vorhersage des Polarlichts sowie aktuelle Messwerte. Mit etwas Einarbeitungszeit können Sie sich die Funktion der einzelnen Tools verständlich machen. Für den Anfang genügt es aber vollkommen, sich dort im E-Mail Verteiler anzumelden. Sie werden per E-Mail benachrichtigt, sobald Polarlicht in Deutschland zu erwarten ist oder bereits beobachtet wurde. Falls dies der Fall ist, können Sie wie folgt reagieren:
Direkt im Kopf der Website werden Sie über die aktuelle Wahrscheinlichkeit für Polarlicht in Deutschland informiert. Erst wenn dort „hoch“ oder „sehr hoch“ zu lesen ist, wird es spannend. In diesem Fall sind erneut Deutschlands Küsten der place to be, da man hier einen freien Blick nach Norden hat. Wer sowieso im Norden wohnt, kann auch das Stück nach Dänemark hinauf fahren, um etwas weiter nördlich zu stehen. Je weiter nördlich, desto besser.
Nehmen wir an, es gibt Polarlichter in Deutschland. Sie müssen sich in diesem Fall an einem Ort platzieren, an dem es wenig Lichtverschmutzung gibt und von dem Sie einen freien Blick auf die Horizontlinie haben. Das Polarlicht wird nur am Horizont des Nordhimmels zu sehen sein. Stellen Sie sicher, dass Sie nicht auf eine Großstadt hinabschauen, wenn Sie sich zum Beispiel auf einem Berg platziert haben.
Nun muss das Wetter mitspielen. Hier ist es wichtig, dass der Horizont weit nach Norden hin wolkenfrei ist. Denn auch sehr weit entfernte Wolken stehen einige Kilometer hoch am Himmel und verdecken den Blick auf den Horizont. Als Faustformel gelten etwa 200km Abstand zu den nächsten Wolken nach Norden! Verwenden Sie das Satellitenbild von kachelmannwetter.de um zu überprüfen, dass nördlich Ihres Standorts der Himmel frei ist.
Das Satbild ist in diesem Fall für Sie vereinfacht zu interpretieren. Machen Sie sich zunächst klar, wo Sie sich befinden, bzw. der Ort liegt, von welchem Sie fotografieren möchten. Deutschland ist von seinem nördlichsten Punkt bis zu seinem südlichsten etwa 1000km lang. 1/5 der Strecke entspricht 200km. Sie können sich einfach an der Landesgrenze orientieren. Die Wolken sollten auf dem Satellitenbild gut zu erkennen sein. Schauen Sie einfach, dass Sie 200km nach Norden keine erkennen.

Kameraeinstellungen für Polarlichtfotografie in Deutschland
Das Polarlicht ist weit weg und daher auch entsprechend lichtschwach. Sie müssen Ihre Kamera deshalb besonders lichtempfindlich einstellen. Eine weitere Problematik ist, dass das Polarlicht sich schnell bewegt. Aus diesem Grund sollte die Belichtungszeit nicht zu lange gewählt werden, ansonsten wird aus den schönen, klaren „Beams“ (Die klaren, kantigen Lichtsäulen) schnell ein farbiger Klecks. Sie sehen, dies ist zu Ungunsten der hohen Lichtempfindlichkeit unserer Kamera, denn die Belichtungszeit fängt ja das Licht ein.
Voraussetzung ist nun, dass Ihre Kamera auch bei ISO-Werten >2000 wenig Bildrauschen erzeugt und noch eine passable Bildqualität liefert. Als nächstes benötigen Sie ein Objektiv mit einer hohen Lichtstärke. Ich verwende zum Beispiel die Festbrennweiten von Tamron. 35mm, 45mm und 85mm f/1.8, da diese auch bei einer Offenblende eine sehr gute Bildqualität liefern.
Sie stellen Ihre Kamera nun auf eine hohe ISO-Stufe sowie auf die kleinste Blendenzahl, um das Maximum an Lichtempfindlichkeit zu erreichen. Mit der Belichtungszeit experimentieren Sie nun während des Polarlichts. Manchmal steht dieses lange an einer Stelle, dann wieder bewegt es sich schnell. Bleibt es auf Ihren Fotos an einer Stelle, so können Sie eine lange Belichtungszeit von gar 30“ einstellen und dafür die ISO senken. Sie erhalten eine höhere Bildqualität. Bewegt es sich jedoch schnell, müssen Sie eine niedrigere Bildqualität in Kauf nehmen.
Vorzugsweise verwenden Sie den manuellen Modus Ihrer Kamera sowie auch den manuellen Fokus. Vergessen Sie zudem nicht den Bildstabilisator auszuschalten. Ich habe diesen immer aus und mache Ihn nur an, wenn ich Ihn wirklich brauche. Nun müssen Sie bei Nacht manuell fokussieren. Wie man dies bewerkstelligt, erkläre ich in meinem Milchstraßen-Blog, den ich Ihnen an dieser Stelle empfehle, da er die Grundlage der Nachtfotografie darstellt.
Verwenden Sie zudem eine hohe Brennweite, denn Sie müssen wirklich den Horizont fotografieren. Mit einem lichtstarken Weitwinkel kommen Sie nicht weit. Stellen Sie die Kamera in einer angekündigten Polarlichtnacht auf das Stativ und fotografieren Sie mit genannten Einstellungen den Horizont des Nordhimmels. Hierzu können Sie sich zum Beispiel eine Kompass-App installieren. Das Polarlicht hat meist nur kurze Momente in denen es besonders stark ist. Haben Sie also Geduld und fotografieren Sie konsequent den Horizont. Und besonders wichtig: Ersatzakkus nicht vergessen.
Das Polarlicht wird mit den Augen in Deutschland am Horizont kaum zu sehen sein und vor allem nicht in Farbe, da Sie bei Nacht und schwachem Licht nur noch in S-W sehen können. Kontrollieren Sie deshalb regelmäßig Ihre Fotografien und schauen Sie, ob Sie Polarlichter auf diesen erkennen können. Stellen Sie dazu Ihren Bildstil (Canon) oder Bildoptimierungskonfiguration (Nikon) besonders kontrastreich und mit hoher Sättigung ein. Vergessen Sie nicht in RAW zu fotografieren.
Polarlicht fotografieren im hohen Norden (Island, Norwegen, Kanada…)
Im hohen Norden ist es um ein Vielfaches leichter, Polarlichter zu fotografieren. Der geomagnetische Sturm kann viel schwächer ausfallen und aus diesem Grund kann man das Polarlicht wenigstens schwach so gut wie jede Nacht fotografieren, wenn denn Wolkenlücken vorhanden sind. Da in Island, Grönland, Norwegen usw. das Polarlicht hoch oben an Himmel steht, muss die Wolkenlücke entsprechend genau über Ihrem Kopf sein.
Für die genannten Regionen finden Sie auch Satellitenbilder auf kachelmannwetter.de und Sie können für Ihren Standort schauen, ob sich Wolkenlücken auf Sie zubewegen oder sich gar gerade eine über Ihnen befindet. Für die Vorhersage des Polarlichts selbst empfehle ich für den Laien die „Aurora App“ oder ähnliche Software zu verwenden, die Ihnen in einfacher Darstellung zeigt, ob Sie gute Chancen auf Auroa Borealis haben.
Das Fotografieren von Polarlicht im hohen Norden ist vor Allem mit der Jagd nach Wolkenlücken verbunden. Manchmal muss man nur den Fjord wechseln, um den Wolken zu entkommen die am Berg hängen. In anderen Fällen muss man auch einmal 2h fahren, um unter den Wolken herauszukommen. Aus diesem Grund arbeite ich immer mit dem Satellitenbild und schaue, wo sich Wolkenlücken befinden und wie sich diese verlagern.
Auch bei starken Polarlichtern sind lichtstarke Objektive ein Muss! Denn diese bewegen sich besonders rasch über den Himmel, weshalb Sie kurze Belichtungszeiten benötigen. Ich verwende das Tamron 15-30mm f/2.8, da es eine hohe Lichtstärke hat und zudem eine flexible Brennweite im Ultraweitwinkelbereich. Sie müssen sowohl viel Himmel bis über Ihren Kopf erwischen als auch manchmal etwas mehr zum Horizont zoomen.
Bei schwachem Polarlicht verwenden Sie erhöhte ISO-Werte, so müssen Sie zum Teil über ISO 2000 hinausgehen. Bei der Blende stellen Sie natürlich die Offenblende ein. Die Belichtungszeit ist nun wieder der Geschwindigkeit des Polarlichts anzupassen. Diese werden Sie ohne Probleme mit dem bloßen Auge sehen können. Wenn Sie starke und schnelle „Beams“ sehen, dann benötigen Sie eine kurze Belichtungszeit von meist nur 2-3“ sonst verschmiert alles. Sehen Sie nur einzelne, grüne Bänder am Himmel, die über einen längeren Zeitraum dieselbe Position halten, so können Sie mit niedriger ISO und langer Belichtungszeit fotografieren, da diese Bänder in der Regel keine Struktur haben, die verwischen kann.
Den Profis empfehle ich mit mehreren Belichtungen zu arbeiten. Die Polarlichter sind immer heller als der Vordergrund im Bild. Zudem kann man den Himmel mit dem Polarlicht in der Nachbearbeitung gut und stark entrauschen, da hier keine Konturen vorhanden sind, die verschwimmen können. Denken Sie sich deshalb einen Bildaufbau aus und behalten Sie diesen bei. Nun belichten Sie kurz mit hoher ISO für das Polarlicht am Himmel und lange mit niedriger ISO für den Vordergrund. In der Bildbearbeitung überlagern Sie einfach beide Aufnahmen.